Was bedeutet Achtsamkeit im Design-Prozess?
Was bedeutet eigentlich Achtsamkeit?
Fangen wir mal ganz vorne an: Was ist Achtsamkeit?
Achtsamkeit bedeutet, im Hier und Jetzt zu sein. Ist man achtsam, ist man in der Gegenwart präsent, ohne durch Gedanken irgendeiner Art abgelenkt zu sein. Man ist fokussiert und beobachtet das, was man gerade sieht, riecht, macht oder worüber man redet.
Was so einfach klingt, ist es im Alltag oft gar nicht. Wenn du schon einmal meditiert hast, weißt du vielleicht, wie schwierig es sein kann, sich nur auf den eigenen Atem zu konzentrieren und die Gedanken, die sich immer mal wieder ihren Weg in deinen Kopf suchen, beiseite zu schieben. Nimmst du das wahr und gelingt dir das, bist du achtsam.
Im Grunde genommen ist Achtsamkeit also nichts anderes als wirklicher Fokus und Präsenz. Du bist anwesend und das nicht nur im körperlichen Sinne, sondern auch im Kopf. Deine Gedanken schweifen nicht ab, sondern du konzentrierst dich voll und ganz auf deine aktuelle Aufgabe, dein Gespräch oder was auch immer du gerade tust. Du bist im Moment.
Was hat das mit Design zu tun?
Vielleicht hat es schon bei den Worten „Präsenz“ und „Fokus” bei dir geklingelt. Denn genau das ist es, was Achtsamkeit im Design bedeutet: Fokus wahren. Ein gutes Design ist voll auf sein Ziel fokussiert. Was das konkrete Ziel ist, spielt dabei gar keine Rolle – das Design ist aber darauf ausgerichtet.
Bestimmt kennst du das: Du suchst bei Google, Ecosia oder wo auch immer nach irgendetwas bestimmten, landest dabei auf einer Website – und bist lost. Du kommst gar nicht zurecht. An jeder Ecke blinkt irgendwas, visuelle Hierarchie ist keine vorhanden und du hast beim bloßen Betrachten der Seite schon vergessen, warum du eigentlich auf der Seite gelandet bist. Naja, das ist sozusagen das Gegenteil von achtsamem Design. Denn statt seinen Fokus auf den Inhalt zu lenken und das Design darauf auszurichten, die gesuchte Information bestmöglich zu präsentieren, lenkt das Design dich ab und möchte dir ein besonderes Sonderangebot, einen neuen Artikel und vielleicht noch eine für dich vielleicht interessante Werbeanzeige präsentieren.
Ein Produkt sollte immer nur auf ein Problem fokussiert sein und das lösen. Und das im besten Fall richtig gut.
Das gerade beschrieben Phänomen findest du nicht nur im Internet, sondern bei allen möglichen Produkten. Ob Alltagsgegenstände, wie beispielsweise einem Ventilator, der neben der Kühl- auch eine Heizfunktion hat, zum Kühlen aber auch einen Wassertank hat und für jeden Modus kann man verschiedene Stufen einstellen – und auf einmal bist du von der Aufgabe überfordert, den Ventilator anzumachen, weil die Oberfläche dir so viele Knöpfe und Drehschalter anbietet, dass du gar nicht durckblickst, was du überhaupt tun musst. Oder Flyer: Wir kennen alle die tollen Werbeausleger, bei denen dir nach dem Aufklappen schlechte Werbetexte noch und nöcher entgegenschlagen. Was die Designer*innen dabei häufig vergessen: Kämpfen viele Optionen um die Aufmerksamkeit der Besucher*in, gewinnt am Ende – möglicherweise keine. Überforderung setzt ein, Frustration gesellt sich dazu und die Aktion wird abgebrochen. Der Browsertab wird geschlossen, der Ventilator findet seinen Weg in die dunkle Ecke der Abstellkammer und der Flyer wird kurzerhand ins Altpapier geworfen.
Den Fehler, den jedes dieser Beispiele gemacht hat: Zu viele Probleme auf einmal angegangen. Ein Produkt sollte im besten Fall auf ein Problem fokussiert sein und dieses Problem am besten noch richtig, richtig gut lösen.
Achtsamkeit im Design-Prozess bedeutet, sich nicht ablenken zu lassen.
Damit ein Design einen klaren Fokus hat, ist Achtsamkeit im Design-Prozess sehr wichtig. Es muss klar herausgearbeitet werden, was das Problem ist und wie man dieses am besten lösen kann. Die besondere Herausforderung dabei ist, sich nicht ablenken zu lassen.
Während des Designprozesses wird es immer wieder Dinge geben, die aufkommen. Neue Ideen, neue Techniken, neue Probleme, neue Lösungswege, die ihren Weg in deinen Kopf bahnen – wichtig ist, sich nicht ablenken zu lassen und auf die Lösung für das Problem zu konzentrieren, an der man eigentlich gerade arbeitet. Nicht umsonst ist einer der wichtigsten, aber auch härtesten Übungen im Design, „Nein“ zu sagen. Nein zu Features zu sagen, die gerade in den Kopf kommen und das Produkt möglicherweise zum Multifunktionstool für viele Menschen machen, fällt schwer, ist aber wichtig, um am Ende ein durchdachtes Produkt zu erhalten, das funk